Alte Apfelsorten

Es muss nicht immer Elstar sein

Das beliebteste Obst der Deutschen ist seit Jahren unangefochten der Apfel. Im Supermarkt ist die Auswahl allerdings oft auf einige wenige »Verkaufsschlager« beschränkt. Alte Apfelsorten wie Gravensteiner, Goldparmäne oder Glockenapfel sind dagegen nur noch selten zu finden – dabei sind sie deutlich bekömmlicher und auch klimaschonender. Warum das so ist, erklärt BIO-Autorin Birgit Schumacher.

01.07.2020

Es muss nicht immer Elstar sein | gesunde Ernährung Lebensmittel

21 Kilogramm Äpfel essen die Deutschen durchschnittlich pro Kopf und Jahr. Damit liegt die knackige und gleichzeitig saftige Frucht bei der Frage nach dem Lieblingsobst unangefochten auf Platz 1 – weit vor der Banane (12,4 Kilogramm) und den Trauben (5,3 Kilogramm). Trotzdem machen sich Pomologen, so nennen sich die Obstbaumkundler fachmännisch, Sorgen um den Apfel: Viele alte Sorten sind verschwunden. Gab es einst mehr als 8.000 Apfelsorten in Deutschland, sind es heute nur noch rund 2.500. Die wenigsten davon sind im Supermarkt zu finden. Hier liegen höchstens noch ein Dutzend Apfelsorten zur Auswahl, in den Einkaufskorb wandern vor allem Braeburn, Elstar, Jonagold, Gala und Pink Lady. Bei Handel und Verbraucher besonders beliebt sind große, gleichmäßig geformte, süße Äpfel, die sich gut transportieren und lagern lassen. Geprägt sind die Vorlieben auch von der 23-seitigen europäischen Norm für Äpfel, nach der Äpfel einen Durchmesser von mindestens 60 Millimeter haben. Auch zu Gewicht, Einheitlichkeit, Geruch und Geschmack gibt es Vorgaben. Da können viele alte Sorten nicht mithalten.

Der Anbau alter Apfelsorten rechnet sich oft nicht

Hinzu kommt, dass alte Apfelsorten sich für den Erwerbsanbau nicht gut eignen. Denn die meisten der Bäume tragen nicht jedes Jahr – für Obstbauern, die auf eine regelmäßige Ernte angewiesen sind, rechnet sich das nicht. Außerdem werden die Früchte unterschiedlich schnell reif, das Pflücken muss also auf mehrere Termine verteilt werden. Manche Sorten wie beispielsweise der Gravensteiner haben sehr kurze Stiele. Wenn es dann kurz vor der Ernte mal kräftig weht, halten sich die Früchte nicht am Baum, sondern fallen ab.

Allergiker vertragen alte Sorten

All dies führt da zu, dass auch im Bioladen oder auf dem Wochenmarkt alte Apfelsorten nur noch schwer zu finden sind. Liebhaber werden meistens bei Obstbauern fündig, die ihre Äpfel selbst vermarkten. Oder pflanzen den einen oder anderen Baum in den eigenen Garten. Das empfiehlt sich – so seltsam es klingt – besonders für Apfelallergiker. Sie vertragen Sorten wie Alkmene, Goldparmäne, Santana oder Holsteiner Cox deutlich besser als die üblichen Supermarktäpfel. Denn diese neueren Züchtungen haben einen geringen Polyphenol-Gehalt. Polyphenole schützen den Apfel vor Krankheiten, machen ihn aber auch sauer und bewirken, dass das Fruchtfleisch an der Luft schnell braun wird – alles Eigenschaften, die in den modernen Apfelsorten unerwünscht sind. Für Allergiker aber gilt: Je mehr Polyphenole, desto weniger kribbelt es im Mund oder kratzt es im Hals.

Alte Sorten haben das ganze Jahr Saison

Äpfel gibt es immer, egal, ob gerade Erntezeit ist oder nicht. Das liegt zum einen daran, dass ein Großteil der heimischen Erträge direkt nach dem Pflücken in riesige Kühlhallen wandert und dort bis ins Frühjahr eingelagert wird. Zum anderen werden ab April/Mai auch Äpfel vom anderen Ende der Welt herantransportiert, vor allem aus Neuseeland. Beide Varianten sind nicht gerade klimaschonend. Alte Sorten dagegen haben tatsächlich das ganze Jahr über Saison. Zwar werden auch sie zwischen Ende Juli und November gepflückt. Längst nicht jeder Apfel ist nach der Ernte aber schon genussreif. Der Boskoop zum Beispiel braucht einige Wochen Lagerung, bis er im Winter sein volles Aroma entwickelt. Und die Sorte Ontario nimmt sich sogar noch etwas mehr Zeit und schmeckt vor Februar nicht. Wer also in seinem Garten sechs bis acht Sorten wachsen hat, kommt problemlos übers Jahr – zumindest bis Rhabarber und Erdbeeren sich zeigen.

Gut verträgliche Apfelsorten

Diese alten Apfelsorten sind in Deutschland heimisch und auch für Allergiker geeignet.

 

Alkmene

Aromatischer, goldrot gefärbter Tafelapfel.

Altländer Pfannkuchenapfel

Säuerlich-aromatischer Tafelapfel.

Ananasrenette

Saftig-aromatischer Tafelapfel.

Champagner Renette

Säuerlich-grüner, später gelber Tafelapfel, eignet sich auch zum Dörren und Entsaften.

Finkenwerder Herbstprinz

Würziger, süß-säuerlicher, festfleischiger Tafelapfel.

Glockenapfel

Säuerlicher, grün-gelber, länglicher Tafelapfel.

Goldrenette Freiherr von Berlepsch

Tafelapfel mit sehr saftigem, festem Fruchtfleisch, rötlich marmoriert, hoher Vitamin-C-Gehalt.

Gravensteiner

Feinfruchtiger, würzig-aromatischer Tafelapfel, wachsgelb mit roten Tupfen und Strichen.

Holsteiner Cox

Saftiger, feinsäuerlicher, grün-gelb bis roter Tafelapfel.

Lausitzer Nelkenapfel

Würziger, flachrunder Tafel- und Wirtschaftsapfel, grünlich-Gelb, manchmal auch etwas rot geflammt.

Schöner aus Boskoop

Trotz hohen Zuckergehalts säuerlicher Tafelapfel mit großen Früchten, auch zum Entsaften geeignet.

Weißer Klarapfel

Säuerlicher, hellschaliger Tafelapfel.

 

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